Ayurveda ist ein Jahrtausende altes, ganzheitliches Medizin- und Gesundheitssystem. Es ist eines der großen Vermächtnisse des indischen Altertums an die Menschheit und verfügt über eine jahrhundertealte Tradition klinischer Erfahrungen. Ayurveda umfasst weit mehr, als man üblicherweise unter „Medizin“ versteht. Es integriert Aspekte wie Lebensphilosophie, Ernährungslehre, Meditation, Massage, Kräuterheilkunde u.v.m.. Der Mensch wird  als Einheit von Körper, Geist, Verhalten und Umwelt gesehen. Ziel all seiner Therapien und Empfehlungen ist ein langes und gesundes Leben. Im Zentrum dieses Systems steht die Gesundheit – die erhalten oder wiederhergestellt werden soll. Ayus bedeutet Leben. Veda bedeutet Wissen. Ayurveda ist also das Wissen, die Wissenschaft vom Leben. Es ist letztendlich das Wissen der Natur, denn die Natur allein weiß, wie sie Leben hervorbringt. Die im Ayurveda bedeutsamen Grundprinzipien sind daher universal und zeitlos.


Was ist Ayurveda?

Laut Ayurveda wird jeder Mensch mit einer individuellen Grundkonstitution geboren, die in ihrer Zusammensetzung einzigartig ist. Diese Konstitution wird von den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha gesteuert. Die Doshas können als Wirkprinzipien oder Regulationssysteme verstanden werden. Sie steuern alle körperlich-geistigen Vorgänge. Vata ist das Bewegungsprinzip, es ist verantwortlich für alle Bewegungsabläufe im Körper; Pitta ist das Stoffwechselprinzip, es regelt die Tätigkeiten des Verdauungssystems und des Stoffwechsels; Kapha ist für die Körperstrukturen und den Flüssigkeitshaushalt verantwortlich. Diese drei Prinzipien wirken in jeder Zelle, in jedem Organ und Organsystem.

Jeder Mensch wird von allen drei Doshas definiert, aber zu unterschiedlichen Anteilen. Das dominierende Dosha und die damit verbundenen Eigenschaften bestimmen letztendlich unser ganzes Wesen: Körperbau und Aussehen, geistige und emotionale Strukturen, Verdauung und Stoffwechsel, die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten; sie erklären auch unsere individuellen Reaktionen auf äußere Bedingungen.

Die Ausprägung der Doshas macht also das „Wesen des Menschen“ aus – im Ayurveda als Prakriti bezeichnet. Jeder Mensch sollte seine Prakriti, seine Natur leben. Aber auch die Tages- und Jahreszeiten, Lebensabschnitte, Nahrungsmittel oder Medikamente unterliegen dem Wirkprinzip der Doshas. Die Drei-Dosha-Lehre – das Kernstück des Ayurveda – erklärt die Wechselbeziehungen all dieser Dinge untereinander und beschreibt die Einbettung der menschlichen Natur in die Gesetze des Universums.

Das Bewahren des dynamischen Gleichgewichts der Doshas bedeutet körperliche, geistige und emotionale Gesundheit. Gerät dieses System ins Ungleichgewicht, z.B. durch falsche Ernährung, Streß oder einer Lebensweise, die nicht der persönlichen Natur zuträglich ist, können Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden und längerfristig eine Erkrankung die Folge sein. Ayurveda zielt in der Therapie nicht auf die Beseitigung der Symptome, sondern auf die Beseitigung der zugrundeliegenden Disharmonie der Doshas. Auf diese Weise werden die in jedem Menschen vorhandenen Selbstheilungskräfte gestärkt.

Man kann die Doshas vereinfacht auch mit der Feinabstimmung der Farben eines Fernsehers vergleichen. Das Bild, das gerade erscheint, ist nichts anderes als die charakteristische Verteilung von drei Farbpunkten: rot, grün und blau. Dominiert eine Farbe zu sehr, beispielsweise blau, wird das ganze Bild blaustichig. Es gerät aus dem Gleichgewicht. Genauso kann man sich das Wechselspiel von Vata, Pitta und Kapha vorstellen.


Ayurveda und Ernährung

Eine falsche Ernährung ist nicht nur die Ursache für körperliche Beschwerden aller Art, sondern oft auch die Ursache von Störungen wie Depressionen, Konzentrationsschwäche, Unruhe, Nervosität u.a. Eine ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung ist somit die Grundlage für Gesundheit, Tatkraft und Lebensfreude.

Im Ayurveda gibt es keine Einheitsdiät! Für jeden Menschen wird im Einklang mit seiner Konstitution, der Lehre von den Geschmacksrichtungen und der Eigenschaften der Nahrungsmittel die bestmögliche Ernährungsweise zusammengestellt. Sie stärkt das Abwehrsystem, führt zu körperlichem Wohlgefühl, innerer Harmonie und hilft, diese Balance im Alltag zu erhalten. Die ayurvedische Ernährungslehre basiert dabei nicht auf theoretischen Überlegungen, sondern appelliert vielmehr an die eigene Beobachtungsgabe für die Bedürfnisse des Körpers.

Wesentlich bei der ayurvedischen Ernährung ist die dauerhafte Anregung der Verdauungskraft – im Ayurveda ‚Agni’ genannt. Das Funktionieren der Verdauungskraft ist entscheidend für unsere Gesundheit. Die im Westen bekannte Redewendung: „Der Mensch ist was er isst“ lautet im Ayurveda: „Der Mensch ist, was er verdaut“. Frische, Vitalität, Ausstrahlung, Gesundheit sowie Schönheit von Körper und Geist sind das Ergebnis einer gesunden und starken Verdauungskraft.

Die ayurvedische Gesundheitslehre zeigt den Menschen, wie sie durch eine ihrem Konstitutionstyp entsprechende Ernährungs- und Lebensweise und durch positive Lebensmotivation sich ausgewogener Gesundheit erfreuen und ihre persönlichen Fähigkeiten optimal nutzen können. Der Schlüssel zur Gesundheit ist, nach den Bedürfnissen seiner eigenen, einzigartigen Natur zu leben.

 

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